Salzbergwerk Gorleben
Gorleben (dpa) - 35 Jahre lang ist das niedersächsische Gorleben
nun schon als mögliches Atommüllendlager im Gespräch. Ein Szenario,
das wie die Castor-Transporte für viel Streit gesorgt hat und noch
immer heiß diskutiert wird. Ein Rückblick:
11. November 1976: Bei einem Treffen der niedersächsischen
Landesregierung mit drei Bundesministern wird Gorleben als
Lagerstätte für Atommüll ins Gespräch gebracht.
1977: Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) beschließt, in Gorleben
ein nukleares Entsorgungszentrum mit Wiederaufarbeitungsanlage (WAA)
zu gründen.
1979: 100 000 Atomkraftgegner demonstrieren in Hannover. Albrecht
rudert zurück und empfiehlt, Wiederaufbereitung und Endlager zu
trennen.
1980: Tiefbohrungen zur Erkundung des Salzstocks auf seine Eignung
als Atommüllendlager beginnen.
1982: Die Bauarbeiten für das Zwischenlager Gorleben starten.
1983: Die Erkundung des Salzstocks unter Tage beginnt.
1988: Sechs Anwohner scheitern mit einer Verfassungsbeschwerde in
Karlsruhe gegen das Zwischenlager.
1994: Atomkraftgegner protestieren mit Straßenblockaden, untergraben
Zufahrten und Gleise. Es folgen weitere Anschläge auf Bahnstrecken.
1995: Von Protesten begleitet und unter Polizeischutz trifft der
erste Castor-Behälter mit Atommüll ein. Das Bundesverwaltungsgericht
genehmigt die Fortsetzung der Probebohrungen in Gorleben. Eigner von
Teilen des Salzstocks verweigern weiterhin den Verkauf.
1999: Nach dem Regierungswechsel richtet Bundesumweltminister Jürgen
Trittin (Grüne) den Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte
ein. Die Fachleute sollen ein wissenschaftlich fundiertes
Auswahlverfahren entwickeln.
2000: Die Erkundung in Gorleben wird bis längstens 2010 ausgesetzt.
2004: Beim Protest gegen den Castor-Transport kommt in Lothringen ein
21-jähriger Franzose ums Leben. Er hatte sich an die Gleise gekettet
und wird vom Zug überrollt.
2005: Trittin legt einen Entwurf für ein Standortauswahlgesetz vor.
In einem bundesweiten Verfahren sollen neben Gorleben auch andere
Standorte untersucht werden. Nach der Wahl hält die Union an Gorleben
fest, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert ein neues
Auswahlverfahren.
2010: Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) teilt die Aufhebung
des Erkundungsstopps mit. Bei der Standortsuche habe Gorleben
weiterhin «oberste Priorität».
1. Oktober 2010: Offiziell startet die Wiederaufnahme der Erkundung
des Salzstocks Gorleben. Zur Beschleunigung des Verfahrens setzt die
Regierung als letztes Mittel auf Enteignungen.
9. November 2010: Nach rund 92 Stunden erreicht der längste
Castor-Transport der Geschichte das Zwischenlager in Gorleben. Bis zu
50 000 Demonstranten protestierten - ein neuer Rekord.
September/Oktober 2011: Anti-Atom-Organisationen werfen dem
niedersächsischen Umweltministerium vor, Strahlenmesswerte an der
Castor-Lagerstätte in Gorleben manipuliert zu haben.
11. November 2011: Bundesumweltminister Röttgen will Alternativen für
Gorleben als Endlager prüfen. Dafür werde ein Endlager-Suchgesetz
erarbeitet. Am Ende soll es eine Entscheidung zwischen den zwei
besten Standorten geben. Gorleben wird aber weiter erkundet.
24. November 2011: Aus Frankreich soll ein Zug mit elf
Castor-Behältern aus der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague nach
Deutschland rollen.
# dpa-Notizblock
## Internet
- [Informationen zu Gorleben](http://dpaq.de/0nPWT)
- [Informationen zur Endlagerung](http://dpaq.de/UznXT)
- [Innenministerium zu Atomaufsicht](http://dpaq.de/v5l9i)
- [Bundesamt für Strahlenschutz]( http://dpaq.de/UYvqv)
- [Dokument der GNS zum Castor-Behälter](http://dpaq.de/82YG8)
- [Bündnis gegen den Castor 2011](http://dpaq.de/oUTKc)
## Orte
- [Atomares Zwischenlager](Lüchower Straße, Gorleben)
- [Salzbergwerk für ein mögliches Endlager](Rottlebener Weg 1,
Gorleben)]